Der Wetterbericht fürs Wochenende für die geplante Alpinwanderung aufs Ferdenrothorn verhiess zuerst nichts Gutes – zumindest für Samstag war Regen angekündigt. Mit einer Planänderung musste die Wanderung aber trotzdem nicht abgesagt werden: Anstatt wie geplant vom Gasterental via Lötschenpass zur Übernachtung auf der Kummenalp zu gehen, blieben wir noch eine Station im Zug sitzen, um in Goppenstein auszusteigen.

Zuerst steil, dann „Panoramaweg“

Die Beiz liessen wir sogleich links liegen und stachen den Weg Richtung Faldumalp hoch. In steilen Kurven windet sich der Weg über Grashänge und durch Föhrenwälder. Dass sogar diese gewisse Gefahren bergen können, musste unser dienstältester Alpinist am eigenen Leib erfahren, verfehlte ihn doch nur knapp ein vom Baum herabfallender Stein. Trotz jahrzentelanger Erfahrung im Gebirge war ihm die Gefahrenquelle steinewerfender Eichhörnchen bis dahin unbekannt gewesen.

Oben angekommen, bestaunten wir die schöne Holzkapelle und die Schieferdächer auf der Faldumalp. Nun ging es auf einfachem Wege weiter dem Lötschentaler Panoramaweg entlang – wobei das Panorama meist aus Wolken bestand. Um nicht allzu früh schon in der Unterkunft anzukommen, hielten wir bei der Restialp „zueche“. Der Regen, der beim Verspeisen der Käseschnitte (von der Suppe wurde uns abgeraten) auf uns herabtropfte, störte uns nicht weiter.

Morgenkälte und Neuschnee

Nach einem leckeren Nachtessen in der Kummenalp und einer erholsamen Nacht im vergleichsweise geräumigen Massenlager ging es los Richtung Ferdenrothorn. In der Nacht war in der Höhe ein wenig Schnee gefallen – die gezuckerten Gipfel und der eisige Wind liess einem fast vergessen, dass es Ende August war. Ich verpackte mich jedenfalls, als sei es tiefster Winter, um die Bettwärme noch ein wenig zu behalten.
Wenig später wanderten wir durch die traumhafte Landschaft – die mit frischem Schnee gesprenkelten Hänge im Morgenrot liessen wunderschöne Farbkombinationen entstehen. Nach einiger Zeit gelangten wir auf den Ferdenpass und bestaunten die imposanten Felstürme, die verschiedenfarbigen Seen des Oberferdengletschers und die Aussicht zum Gemmipass und der imposanten Flanke des Balmhorns. Tief unten war Leukerbad zu sehen. Danach ging es den flachen Rücken hinauf in Richtung Ferdenrothorn. Über Schneebedecktes Geröll und einige Schneefelder hatte man einen schönen Tiefblick zurück ins Lötschental und das imposante Bietschhorn auf der anderen Talseite.

Nicht ganz bis oben, aber trotzdem schön

Auf dem Vorgipfel entschieden wir, den Hauptgipfel nicht zu erklimmen, da es zu heikel war auf den schneebedeckten Steinen über den letzten Grat zu gehen. Der Vorgipfel war aber genau so imposant – das Balmhorn schien fast zum Greifen nah. Auch das Panorama gegen Süden liess nicht zu wünschen übrig – Berge, soweit das Auge reichte. Das Matterhorn hätten ich aus dieser ungewöhnlichen Perspektive ohne den Tipp vom Tourenleiter wohl nicht erkannt.

Nach dem obligatorischen Gipfelfoto ging es wieder den selben Weg zurück. Der nicht allzu steile Abstieg gestaltete sich als angenehm, da auch der Schnee inzwischen weggeschmolzen war. Sogar vier Steinböcke konnten wir von weitem beobachten. Zürück bei der Kummenalp durfte auch der obligatorische Kuchen nicht fehlen.

Ins Tal gondeln

Zurück gings dem Panoramaweg entlang zur Lauchernalp, wo wir pünktlich die Gondel nach Wiler bestiegen und uns so mehre hunder Höhenmeter Abstieg sparen konnten. Schon bald sassen wir mit müden Beinen im Lötschberger zurück Richtung Bern.
Vielen Dank Peter für die Organisation der Tour – es war ein unvergessliches Erlebnis!

Yves Wälchli, Rüttenen